Die Türkei hat seit letztem Jahr über eine Millionen Flüchtlinge aufgenommen. Die in Deutschland bekannteste Gruppe unter ihnen sind jesidische Kurden aus dem Irak, die allerdings einen geringen Anteil an dieser Zahl haben. Sie fanden Zuflucht in kurdischsprachigen Städten der Türkei, obwohl es sich bei den aufeinandertreffenden Kurden um Angehörige unterschiedlicher Sprachgruppen handelt.
Wer Literatur an einem italienischen, amerikanischen oder niederländischen Institut studiert, wird am Ende seines Studiums ungefähr die gleichen Bücher kennengelernt und gelesen haben. Dieser Kanon wird auch „Weltliteratur“ genannt. Weltliteraten sind immer schon tot. Die übrigen Autoren, die noch leben und sich deshalb außerhalb des Weltliteraturspektrums bewegen, gelten allenfalls als „bedeutend“, „talentiert“ oder als „Klassiker […]
Neuerdings soll man sich von Gräueltaten distanzieren. Das lese ich jetzt häufiger. Man schlägt die Zeitung auf und wieder fordert ein Journalist, dass sich bestimme Gruppen unmissverständlich distanzieren sollen. Zum Beispiel vom Kopf abschneiden, wie es die Terrormiliz „Islamischer Staat“ handhabt. Meistens handelt es sich bei den zu distanzierenden Gräueltaten um solche, die von Islamisten […]
Meine Aufgabe besteht darin in der ersten Kolumne der zweiten Spielzeit die erste zu resümieren und die zweite feierlich einzuläuten. So beginne ich wie bei einem Einführungsseminar eines neuen Semesters mit einer Frage: Hatte das Gorki Theater ein erfolgreiches Jahr, und bohre nach, was bedeutet das – Erfolg? Wie misst man Erfolg? Wirtschaftlich, ökonomisch, finanziell? […]
He, Ihr Theaterspezialisten! Ihr Literaturbegeisterte, Spielkunstbewunderer, Tagediebe und andere Gorkianer, die Ihr unsere Spielstätte am Festungsgraben belagert: bald schon werden unsere Bühneninspizienten die Theatervorhänge in die Waschmaschine zum Reinigen legen und unsere Schauspieler sind als trampende Globetrotter in der Welt unterwegs. Denn in wenigen Tagen ist Spielzeitpause und das Theater macht Ferien. Diejenigen Kollegen unseres […]
Als Frank Schirrmacher vergangene Woche verstarb, konnte man förmlich spüren, wie die Presse für einen Moment schockstarr wurde. Ist ja auch ein Schock, wenn einer mit 54 Jahren verstirbt. An Herzversagen. Poetisches Wort, oder? Herzversagen. Ich verabscheue den Tod. Weil, wenn jemand stirbt, ist das eine Niederlage für das Leben. Als gesellschaftspolitische Maßnahme gegen Überbevölkerung […]
Gott schuf die Welt in sieben Tagen. Am siebten Tag legte er eine Pause ein. Die Erfindung der Sieben-Tage-Woche hat Gott allerdings einige Jahrhunderte später erfunden, jedenfalls hat man den Sonntag als siebten Tag der Woche festgelegt. Für alle, die gerne am Sonntag shoppen gehen würden: Beklagt euch bei Gott! Dass wir nicht nur am […]
Am Wochenende wird in Europa gewählt und anders als andere Kollegen, gebe ich keine Wahlempfehlung ab. Denn im Gegensatz zu anderen Menschen bin ich wohl zu blöd zum Wahlplakate lesen. Genau gegenüber meiner Wohnung hängt seit Wochen ein Plakat. Darauf steht: I have a dream. I’m a refugee. I’m Europe. Es handelt sich um ein […]
Unser Manifest Diese Woche gibt es statt einer Kolumne ein Manifest. Ich sage immer: Hauptsache ein Fest. Ich danke allen europäischen Schriftstellern für ihren Besuch in Berlin und ihre Teilnahme an der Europäischen Schriftstellerkonferenz “Europa – Traum und Wirklichkeit” und wünsche eine gute Heimreise in ihre Heimatländer. Vor allem danke ich meinen Mitinitiatoren Antje Rávic […]
Vor ungefähr einem Jahr platzte mitten in die frühjährliche Mattheit folgende Nachricht: Zehntausende Menschen gehen in Paris auf die Straße und brüllen sich die Seele aus dem Leib. Wofür oder wogegen warfen sich die tapferen Robespierres auf die Straße? Gegen Krieg, gegen die Ausbeutung der Arbeiterklasse, gegen die Macht der Multis und Konzerne? Man traute […]